Predigt Leben in Fülle

Predigt „Leben in Fülle“ oder Motiv „Baum“ in der Bibel

2020 gehalten in Frankenbach und Wüstenrot

Liebe Gemeinde,

das Motiv des Baumes und der Bäume durchzieht die ganze Bibel.
Es beginnt mit den 2 besonderen Bäumen im Garten Eden: Dem Baum der Erkenntnis – aber besonders auch dem Baum des Lebens, der eher selten im Fokus steht.

Und die Bibel endet mit den Bäumen des Lebens im himmlisches Jerusalem, die 12 Mal Früchte tragen und deren Blätter zur Heilung der Völker beitragen.
Ich habe mich entschieden, in der Predigt 3 Punkte aufzugreifen (die Wahl ist mir schwer gefallen)
a) Bilder von Bäumen, die für Leben stehen

1. b) Deutung vom biblischen Lebensbaum/Bäumen

C Motivation für mich und uns heute, für ein lebenswertes Leben einzutreten!

10 a) Bilder von lebensstrotzenden Bäumen - > siehe PDF-Datei
1: Anna-Linde bei Kirchhausen (U = 7,8 m; d = 2,5 m)
Pauls Lieblingsbaum, grünt jedes Jahr bis in die Spitze – jedes Jahr neu, wunderbar, einmalig!
2. Ölbaum auf Sardinien – 3000 Jahre alt
3000 Male jedes Jahr neu: Blühen, Frucht bringen,
Den Widrigkeiten des Lebens und der Natur trotzen: Leben immer wieder neu erfinden!
3. Lebensbaum „Boabab-Baum“, Senegal
(auch Affenbrotbaum): er kann tausende Jahre alt werden, blüht erst nach 20 Jahren. Jeder Teil des Baumes findet Verwendung (Früchte, Blätter, Samen)
Beim Tod des Baumes zieht das ganze Dorf an die Seite eines neuen Baobab-Baumes.
4. Lebensbaum „Banyam-Baum“, Indien
er gehört zur Familie der Maulbeerbäume mit unglaublichen Eigenschaften. Dieser Baum hört nie auf zu wachsen und sich auszubreiten – er bildet Luftwurzeln! Der Größte hat ein Blätterdach, das sich über 2 ha (20.000 qm) erstreckt. Dieser Baum ist so riesig, dass er 20.000 Menschen Schatten spendet.
5. Baum des Lebens als Mosaik in Jericho
(im Hisham-Palast) Berühmt ist die Darstellung des früchtetragenden Baumes – wohl dem Baum des Lebens – mit drei Gazellen und einem angreifenden Löwen. Erbaut um 743 n.Chr. vom Kalifen Hisham.

6. Lebensbaum in der Kunst: Anhänger/mit Kreuz
   Kreuzanhänger mit Lebensbaum als Schmuck oder zum Aufstellen – sicherlich als Symbol Wohlergehen!
7. Lebensbaum als ausdrucksvolles Motiv in Kirchen
   Hier an einer Kirche in Armenien
   Armenien ist das älteste christl. Land (seit 301 Staatsreligion); „Armenisch-Apostolische Kirche“
   Apostel Judas Thaddäus und Bartholomäus haben zwischen 35 und 64 n. Chr. in Armenien missioniert.
   Diese Kirche zählt nicht zu den orthodoxen Kirchen, sondern zu den altorientalischen Kirchen
8. Kreuz-Grabsteine mit Lebensbaum – eine Besonderheit in Armenien - Mitte Bild: Kreuz mit Gekreuzigtem als Lachender – dazu: Blüten und Blätter als Lebensbaummotiv.
9. Lebensbaum in der Kunst Beispiel: Gustav Klimt!
10. Lebensbaum als Gestaltungselement – Kinder
    Hier Bilder von Thomas Kemper (früherer

Missionssekretär) aus seiner Zeit in Brasilien

10 b) Bibel: Lebensbaum im Paradies, Kreuzbaum und Bäume des Lebens bei Gott

Liebe Gemeinde, die Vorstellung eines Gartens, in dessen Mitte der Lebensbaum wächst, findet sich in allen Religionen des Mittelmeerraumes wieder. Der Lebensbaum ist in erster Linie ein Symbol für Leben, lebenswertes Leben, Leben in Fülle.
Ja, so ist war es bei Gott – und so wird es wieder bei Gott sein: Alpha und Omega, der erste und letzte Buchstabe des griechischen Alphabets! Von A bis Z!

Und dazwischen? Das reale Leben ist kein Paradies mehr; Tod, Krankheit, Leiden, Arbeit, Mühsal, Missverständnisse, Lüge, Neid, Egoismus, Hunger, Krieg, Zerstörung unserer Lebensgrundlagen, ich könnte beliebig weiter aufzählen!
Und doch gibt es auch die schönen Seiten des Lebens: Liebe, Freundschaft, viele Hilfen – spontan und auch organisiert, Solidarität, viele Sicherheiten, Menschen, die einem guttun.
Es gibt also Beides: Das Gute und das Böse; ich habe mir überlegt: Schimmert bei den guten Dingen nicht der Lebensbaum durch?
Schon ziemlich früh in der Christenheit (seit dem 5. Jahrhundert) rückt der Kreuzbaum ins Blickfeld.
Das Kreuz kommt als neues Symbol des Lebensbaumes ins Spiel. Er erinnert daran, dass der Rückweg zur Einheit mit Gott, zum Leben in Fülle, nicht versperrt ist.
Gerade weil es sich bei dem Kreuz um ein Folterinstrument handelt, an dem Jesus hingerichtet wurde, kann es nach Tod und Auferstehung Jesu zum starken Symbol der Hoffnung und des neuen Lebens werden. Jesus eröffnet die Chance, den Lebensbaum wieder zu erreichen und das wahre Leben zu gewinnen.
Es ist für mich faszinierend, mit welch kraftvollem Bild die Bäume des Lebens in der Offenbarung gemalt werden: ^„An beiden Ufern des Flusses wachsen Bäume des Lebens. Sie tragen zwölfmal im Jahr Früchte, jeden Monat aufs Neue. Die Blätter dieser Bäume dienen den Völkern zur Heilung.“

10 c) Unsere Motivation für Leben in Fülle, für lebenswertes Leben einzutreten.

Um den Baum des Lebens für uns, für mich, zu einer Motivation für mein, für unser Handeln werden zu lassen, helfen mir zwei Überlegungen:
1. Das Reich Gottes ist ein Reich des Lebens
Jesus hat dieses Reich mit seinen Werten vorgelebt und praktiziert – alles, was Leben beschädigt oder zerstört, ist er angegangen. Was echtes Leben fördert, hat er in Wort und Tat praktiziert - oft nur zeichenhaft, das ist wahr. Es ging ihm immer auch um das Reich Gottes nicht nur im Jenseits, sondern im hier und jetzt.
Nicht umsonst heißt es im Vaterunser: Wie im Himmel, also auch auf Erden!
2. Sinn der Prophetie im AT und NT – Offenbarung
Früher dachte ich: Propheten sagen die Zukunft voraus. Bei vielen prophetischen Worten im AT habe ich gelernt: Es sind Worte für die Gegenwart, um Unheil und Verderben zu vermeiden.
Die Apokalypse des Johannes will nicht nur eine fantastische Zukunft aufzeichnen, um die triste Gegenwart zu vergessen. Johannes will den Blick für die Herausforderungen der Gegenwart schärfen!
Ein neues himmlisches Jerusalem – als Gegenentwurf zum irdischen Rom;
Apokalypse ist bei ihm deshalb auch Opposition gegen die menschenverachtende Machtpolitik eines Großreiches – nichts von dem, was im römischen Reich „systemrelevant“ erscheint, wird bleiben!
Johannes schreibt auch gegen Lauheit und Gleichgültigkeit der Gemeinden und möchte sie zum mutigeren Bekennen – in der Gegenwart – stärken!
Jesus selbst sagt in Lukas 17; 20+21 steht: „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man's beobachten kann; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es!, oder Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“

Für mich sind diese Überlegungen, diese Verheißungen eine unglaubliche Motivation, mich für das Leben hier und heute einzutreten.

Auch das Frankenbacher Kreuz inspiriert mich/uns, für Leben einzustehen:
- unten: Verwurzelt in unserer Realität, in der Erde
- oben: Gottes lebenspendenden Impulse
- entfalten im jetzigen Sein seine Wirkung(waagrecht)
indem es Leben fördert und lebenshindernde Dingen entgegentritt!

• so hat Wesley zum Tode Verurteilte in Gefängnissen besucht und Trost zugesprochen
• so hat ebenfalls Wesley die Sklaverei scharf verurteilt, obwohl sie damals systemrelevant war
• So hat Bonhoeffer das Unrechtssystem des 3. Reiches verurteilt–im Gegensatz zu unserer EmK
• So haben wir an der BUGA den Tag der Schöpfung begangen, um lebensvernichtendem menschlichem Handeln entgegenzutreten.
• So habe ich über 20 Jahre im Gemeinderat und 15 Jahre im Kreistag versucht, Leben in allen Lebensbereichen zu fördern
• Und ich habe etwa 30 Jahre lang in der EmK-D versucht, deutlich zu machen, dass soziales Handeln und Lebensförderndes genauso zum Christsein gehören wie Lob und Anbetung.
• Auch heute sehe ich in Aktivitäten wie Spielcafé,
  Bürgerbusfahren, Besuche bei Kranken uvam von Gott gewollte lebensfördernde Aktivitäten.

Amen