»Gockel«-Zertifizierung mit Hindernissen

Die EmK-Gemeinde Leingarten ist jetzt offiziell mit dem »Grünen Gockel« zertifiziert. In einem Gottesdienst wurde die Urkunde überreicht.

Seit dem vergangenen Sonntag, dem 13. Juni, ist es »amtlich«: Der Gemeinde Leingarten der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) wurde offiziell bestätigt, dass sie ein »Umweltmanagementsystem eingerichtet hat und es systematisch anwendet«.

Mit Urkunde und Schild für umweltgerechtes Handeln ausgezeichnet: die EmK-Gemeinde Leingarten. Stefan Weiland (links, EmK-Kontaktstelle für Umweltmanagement) mit dem »Gockel-Team« (v.l.n.r.): Paul Gräsle, Pastorin Kerstin Schmidt-Peterseim, Christina Detka, Rolf Schieffer, Deborah Morgenstern (Begleiterin der Gemeinde als Umweltauditorin), Barbara Schieffer.

Christliche Verantwortung für Gottes gute Schöpfung

Die Zertifizierung mit dem »Grünen Gockel« fand im Rahmen eines Gottesdienstes statt, den das »Gockel-Team« konzipierte und gestaltete. Im Mittelpunkt standen die vier Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft. Höhepunkt der Veranstaltung war die Überreichung des Zertifikats durch den Leiter der EmK-Kontaktstelle für Umweltmanagement, Stefan Weiland.

»Wir haben uns als Leingartener Gemeinde der EmK entschlossen, dem Umweltmanagementsystem für Kirchengemeinden ›Grüner Gockel‹ aus christlicher Verantwortung für Gottes gute Schöpfung beizutreten, um Nachhaltigkeit im kirchlichen Gebäude und in der Gemeindearbeit kontinuierlich zu verbessern.« Mit dieser Formulierung am Anfang der Schöpfungsleitlinien für die Gemeinde begann der dreijährige Prozess zur umweltgerechten Gestaltung der Gemeindearbeit. In der Entfaltung der Leitlinien wird deutlich, dass der Mensch nach biblischer Sicht innerhalb und nicht außerhalb der Natur seinen Platz hat. Außerdem besitzt die Natur einen eigenen Wert. Deshalb ist die Bewahrung der Schöpfung notwendiger Bestandteil des Glaubens. Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind somit zeichenhaftes Handeln, mit dem die Gemeinde in der Öffentlichkeit wahrnehmbar wird.

Zahlen, Daten, Konsequenzen – und Hindernisse

Seit dem Start 2018 wurde viel gearbeitet, um das Ziel der Zertifizierung zu erreichen. Dabei ging es natürlich auch um Daten und deren Bewertung. Dazu gehörten Energieverbrauch und Energiegewinnung aus einer Photovoltaik-Anlage sowie die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und ob die Außenanlagen beispielsweise insektenfreundlich sind. Daraus wurden konkrete Ziele festgelegt, um in der Folgezeit weitere Entwicklungsschritte zum umweltgerechten Handeln durchzuführen. Um die Gemeinde und die Öffentlichkeit an der Entwicklung zu beteiligen wurden Gottesdienste und Veranstaltungen konzipiert und durchgeführt. Dazu gehörten beispielsweise das Erntedankfest oder ein Themenabend zu Nachhaltigkeit aus biblischer und ökologischer Sicht mit essbaren Köstlichkeiten.

Konsequenzen aus den gesetzten Zielen waren ein Wechsel des Stromanbieters, um »Öko-Strom« zu beziehen, die Warmwasserbereitung mit Hilfe einer Wärmepumpe und Strom aus der Photovoltaik-Anlage sowie die insektenfreundliche Umgestaltung der Außenanlagen der Gemeinde. Darüber hinaus wurde festgelegt, dass in den Räumlichkeiten der Gemeinde umweltfreundlicher Putzmittel zu verwenden sind und der Kauf nachhaltiger Produkte für Essen, Verpackung oder Werbung zum Standard werden. Selbstkritisch ist anzumerken, dass beim Einkauf noch Nachholbedarf ist. Deshalb sind Selbstverpflichtungen formuliert worden, um das Bewusstsein dafür zu schärfen und noch mehr Menschen zum Mitmachen zu motivieren.

Bis der 26-seitige Umweltbericht zur Vorlage für die Anerkennung als »Kirchengemeinde mit umweltgerechtem Handeln« fertiggestellt werden konnte, waren einige Schwierigkeiten zu bewältigen. Einerseits fiel die Corona-Pandemie mitten in die Zeit der Datenaufnahme, sodass schon dadurch viele Zahlen verfälscht waren. Andererseits gab es im Gemeindezentrum dreimal einen heftigen Wasserschaden. Die zur Trocknung nötige Energie verzerrte die Datenerfassung zusätzlich.

Nicht Schlusspunkt – sondern Doppelpunkt

Der Gemeinde ist bewusst, dass diese »Auszeichnung« nicht der Schlusspunkt der Arbeit ist. Im Rahmen der Verantwortung für Gottes gute Schöpfung ist es ein Doppelpunkt, der das Umweltteam der Gemeinde motiviert, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Die nächsten Schritte sind schon in Planung: Geplant sind Fahrradstellplätze an der Gemeinde, die Mitwirkung am »Stadtradeln« und der Bau eines Insektenhotels.

Bildnachweis: EmK Leingarten


Zur Information

Grüner Gockel (Grüner Hahn)
Der »Grüne Gockel« ist ein Umweltmanagementsystem für Kirchengemeinden und kirchliche Werke. Die Umweltauswirkungen einer Kirchengemeinde oder kirchlichen Einrichtung werden erfasst und bewertet. Aus den Erkenntnissen werden Ziele abgeleitet, bei deren Umsetzung schädliche Umweltauswirkungen reduziert und positive Auswirkungen verstärkt und ausgebaut werden. Dazu gehören klare Zuständigkeiten und Verantwortungsbereiche in der Gemeinden, die Umsetzung stetiger Verbesserungen beim Verbrauch von Energie und Wasser, die umweltgerechte Gestaltung von Außenanlagen sowie die Berücksichtigung nachhaltiger Produkte im Einkauf und bei der Verwendung in der Gemeinde. Nach einem dreijährigen Zertifizierungsprozess wird die Gemeinde oder Einrichtung mit dem Zertifikat »Grüner Gockel« (in anderen Regionen »Grüner Hahn« ausgezeichnet. Alle drei Jahre ist eine Rezertifizierung nötig.