Beerdigungsritual

Artikel für die Lokalen Agenda 21 –  hier-in-leingarten (von Paul Gräsle sen. über die 1920er Jahre)

War jemand im Dorf gestorben, wurde der „Leichenschauer“ gerufen, der feststellte, ob jemand wirklich tot ist. Der hat auch die „Leichenträger“ bestimmt (Nachbarn, Verwandte, Freunde). Der Tote lag dann zu Hause (wurde dort auch gerichtet – gewaschen und angezogen) bis die Beerdigung war.

Die Leichenträger haben den Sarg auf die Achsel genommen. Der Polizeidiener ging dem Leichenzug voraus – mit voller Uniform, langem Säbel und Helm mit Spitze. Dann kam der Chor. Danach der Sarg mit den Leichenträgern.
Hinter dem Sarg kamen die nächsten Angehörigen, dann die Trauergäste.
War der Weg zum Friedhof weit, wurde der Sarg für einige Zeit auf zwei Böcken abgestellt. Da es noch keine Leichenhalle gab, ging der Leichenzug vom Trauerhaus zum Friedhof. Die Leute standen vor ihren Häusern und schlossen sich dem Zug an. Am Tag vor der Beerdigung ging die Frau des Totengräbers durchs Dorf und schrie: „Morgen Mittag um 2 Uhr sollt ihr ins Leid stehn!“.
Hinterher war es üblich, im Haus des Verstorbenen den Leichenschmaus zu halten – meist Butter und Käs mit Brot (Kaffee gab’s keinen). Unter Umständen wurden dabei auch Äcker verteilt!
Später wurde der Sarg auch mit dem gemeindeeigenen Leichenwagen (mit Pferdegespann) zum Friedhof gefahren wurde.
Nach einem Trauerfall war es üblich, dass die nächsten Angehörigen ein Jahr lang Trauerkleidung trugen.