Großgartacher Wilderei am Heuchelberg

Artikel für die Lokalen Agenda 21 –  hier-in-leingarten (erzählt vom Metzgermeister Willy Schütz, 1920 – 1995)

In der Zeit nach dem 1. Weltkrieg herrschte große Not. Und im Heuchelberg gab es einen hohen Wildbestand – Wald, Felder und Weinberge waren noch naturbelassen (z.B. gab es viele Hohlen – Wimpfener-, Greffenberger-, Baunzel-Hohle). Der damalige Jagdpächter, der Hotelbesitzer Schön aus Heilbronn, hatte einen Jagdaufseher Friedmann aus Schwaigern. In Großgartach war man der Meinung, dass der „großkopfete“ Jagdpächter nicht das Recht hätte, allein über das viele Wild zu verfügen, denn es gab für Wildschäden keine Entschädigung. So nahmen die Großgartacher ihr „Recht“ selber in die Hand.

Treibjagd als Kesseljagd mit Jägern und Treibern
Es ist verbürgt, dass einmal bei einer Treibjagd 340 Hasen, 16 Füchse und 18 Rehe geschossen wurden (Paul und Gustav Wolff haben dies im Bild festgehalten, sie haben das erlegte Wild im Leiterwagen nach Hause gefahren).

Als einmal der Jagdaufseher krank war, veranstalteten die Großgartacher Wilderer eine Treibjagd an einem Sonntagvormittag als die meisten Leute in der Kirche waren.
Im Bereich der jetzigen Wasserstaffel zum Heuchelberg tauchte plötzlich Jagdpächter Schön auf. Alle Wilderer liefen mit ihren geschwärzten Gesichtern auseinander. Kurz darauf krachte ein Schuss. Ein Wilderer hatte sich in einem Gebüsch versteckt. Dabei hat sich ein Schuss aus seinem Gewehr gelöst und die ganze Schrotladung ging ihm in die Brust. Er wurde tot aufgefunden. Die polizeilichen Ermittlungen erbrachten keine Zeugen, noch andere Beteiligte. So ist Gras darüber gewachsen!

Gottlob – Spezialist im Hasen fangen
Gottlob hatte eine besondere Hasen-Fangmethode. Er sagte, die Hasen hätten die Eigenart, dass sie einem Fuhrwerk nachsehen würden und keine Gefahr wittern täten.
Also fuhr Gottlob mit seinem Kuhgespann durch die Hohlwege und ging zu Fuß mit Abstand hinterher - in der Hand wurfbereit eine „Holzhobe“, um damit den Hasen totzuwerfen, dann steckte er ihn in einen Sack und schmiss ihn auf den Wagen.
Einmal hat ihn der Jagdpächter im Verdacht. Er war mit seinem Jagdhund unterwegs und hat das Fuhrwerk inspiziert. Gottlob, der mit allen Wassern gewaschen war, hatte vorsorglich etwas stinkenden Saumist aufgeladen und darunter den Sack mit dem Hasen versteckt. Der Hund zog den Schwanz ein und lief mit seinem Herrn von dannen.

Gottlob – in Feldhas-Nöten
Eine Binokel-Runde, zu der auch der Gottlob gehörte, beschloss, ein Hasenmahl zu machen, das sie nach dem Spiel verspeisen wollten. Gottlob gelang es aber nicht, einen Hasen zu fangen! Dies belastete ihn schwer – bis er eine super Idee hatte. Er ging zu seiner Tante, die Katzen hatte, und sagte ihr: „Kannst du mir nicht deinen Kater überlassen, ich werde in letzter Zeit von einer Mäuseplage heimgesucht.“ Der Deal klappte. Zu Hause zog er dem Kater das Fell über die Ohren, hackte Kopf, Pfoten und Schwanz ab und brachte das Fleisch noch warm zur Wirtin. Diese fragte: „Gottlob, warum zuckt das Fleisch noch?“ Gottlob: „Ich hab den Hasen beim Springen totgeschmissen, deshalb ist das Fleisch noch in Aufregung!“
Das Hasenmahl war gerettet und Gottlobs Hasenehre nicht ramponiert!