Gänsehirtin und Gänsgarten

Bodenreinigung mit Stubensand

Weinlese mit selbstvermarktetem Wein

Artikel für die Lokalen Agenda 21 –  hier-in-leingarten (von Paul Gräsle sen. über die 1920er Jahre)

Gänsehirtin und Gänsgarten

Damals gab es einen Gänsgarten – er war im Gewann Säubruch (heutiges Dautel-Gelände). Es gab dort ein Sumpfgebiet, ein Wäldchen und auch einen Teich.
Morgens ging die Gänshirtin durch die Straßen, blies in ein Horn – und die Bauern trieben ihre Gänse auf die Straße. Die Gänshirtin marschierte mit den Gänsen zum Gänsgarten. Die Tiere wurden tagsüber nicht gefüttert. Am Abend wurde der Gänsgarten geöffnet – und die Gänse flogen dem Dorf zu. Aber jede Gans fand ihren Stall wieder! Die Gänsehirtin war Frau Willet – sie war groß und stank schon von weitem; nebenher sammelte sie Brunnenkresse, Kamille und Waldmeister und verkaufte ihre Kräuter. 

Bodenreinigung mit Stubensand

Vom Mainhardter Wald kamen immer wieder Pferdefuhrwerke ins Dorf und riefen: „Saaand, Saaand!“ Die Leute kamen dann aus ihren Häusern und kauften losen Sand. Der helle Sand wurde genommen, um die Stuben sauber zu machen. Es wurde ein Becher Wasser auf den Boden „verläppert“ – dann kam der Sand drauf. Dieser nahm beim Fegen den Dreck der Stube mit.
Dies geschah etwa bis Mitte der 1920er Jahre. Später wurde der Boden eingeölt und nicht mehr mit Sand gereinigt.

Weinlese mit selbstvermarktetem Wein

Bei den Wengertern war die Weinlese im Herbst der wichtigste Zeitabschnitt. Da es noch keine Genossenschaft gab, vermarkteten sie ihren Wein selbst.
Der Herbst wurde auf einen bestimmten Tag festgesetzt. An diesem Tag wurde der Herbst eingeschossen. Die Wengerthüter schossen morgens vom Gewann Rosenberger über das Dorf. Beim Traubenlesen ging es nicht so hektisch zu wie heute. Es wurde oft gesungen und viel Feuerkskörper losgelassen. Beim „Lesen“ wurde auf jede Beere geachtet.
Abends, wenn die Fuhrwerke heimfuhren, war es wie ein Festzug, manche Pferde hatten Glocken an dem Kummet. Die Wengerter, die im Hof keinen Platz hatten, stellten ihre Zuber und Butten vor das Haus auf den Gehweg.
Nach dem Keltern kamen die Weinkäufer und kauften Wein. Von Frankenbach und Böckingen kamen viele Privatleute mit dem Handwägelchen und holten sich ein Fässchen Wein